Erythroblasten

Artikel aktualisiert am 9. März 2021

Erythroblasten sind Vorstufen der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Knochenmark. Sie enthalten noch einen runden Kern, den sie im Laufe ihrer Reifung verlieren. In jungen Erythrozyten sind DNA-Reste des Zellkerns durch eine Spezialfärbung als dünne netzartige bläuliche Struktur noch erkennbar; diese Zellen werden daher als Retikulozyten bezeichnet. Später verlieren die Erythrozyten auch diese Kernrest und werden vollständig frei von Kernmaterial.

Selten sind Howell-Jolly-Körper in Erythrozyten erkennbar; sie stellen partikuläre Kernreste der Erythroblasten dar; ihre Anzahl ist nach Entfernung der Milz (Splenektomie) erhöht.

Eine Vermehrung der Erythroblasten im Knochenmark ist bei einer Polyglobulie und einer Polycythämie zu finden.

Bei einer extrem erhöhten Neubildung von Erythrozyten kann es zu einer Retikulozytose und einem Auftreten von noch kernhaltigen Proerythrozyten im Blut kommen. Erythroblasten im Blut sind dagegen meist Hinweis auf eine Erythroleukämie.


Makrophagen: Rolle in der Erythropoese

Die Erythropoese (Bildung roter Blutkörperchen) startet bei hämatopoetischen Stammzellen und verläuft über verschiedene Zwischenstufen zu Erythroblasten und weiter zu Erythrozyten. In funktionellen Nischen des Knochenmarks und der Milz vermitteln zentrale Makrophagen den Impuls zur Reifung der sie umgebenden Vorläuferzellen (Progenitorzellen). Diese Makrophagen sind in der Regel positiv für spezielle Marker (beispielsweise F4/80+/CD169+/VCAM-1+ ). Die funktionellen Einheiten von Makrophagen und erythropoetischen Vorläuferzellen werden als „Erythropoeseinseln“ bezeichnet. In einem Gleichgewicht von Abbau und Nachbildung werden etwa 2,5 Mio rote Blutzellen pro Sekunde(!) nachgebildet. (1)Front Immunol . 2017 Sep 20;8:1140. DOI: 10.3389/fimmu.2017.01140 . eCollection 2017. Für die Bildung uns Aufrechterhaltung der Erythropeseinsel dienen sog. Kolonie-stimulierende Faktoren (Colony-stimulating factor 1, CSF1). Aus dieser Erkenntnis heraus sind Untersuchungen durchgeführt worden, die Blutbildung nach einer Knochenmarktransplantation mit CSF1 anzuregen, allerding zunächst nur mit geringem Erfolg. (2)J Hematol Oncol . 2021 Jan 6;14(1):3. DOI: 10.1186/s13045-020-00997-w. Als Nebenwirkung eine CSF1-Behandlung (CSF1 gekoppelt an ein Fc-Fragment von IgA zur Verlängerung der Wirksamkeit) kann bei Versuchstieren eine Lebervergrößerung beobachtet werden, da auch Makrophagen der Leber reagieren und eine überschießende Leberregeneration anstoßen. (3)Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol . 2016 Sep 1;311(3):G533-47. DOI: 10.1152/ajpgi.00116.2016 .


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Verweise



Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


Literatur

Literatur
1Front Immunol . 2017 Sep 20;8:1140. DOI: 10.3389/fimmu.2017.01140 . eCollection 2017.
2J Hematol Oncol . 2021 Jan 6;14(1):3. DOI: 10.1186/s13045-020-00997-w.
3Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol . 2016 Sep 1;311(3):G533-47. DOI: 10.1152/ajpgi.00116.2016 .