Magendarmkanal

Artikel aktualisiert am 22. Oktober 2023

Als Magendarmkanal (auch Magendarmtrakt) wird der Verdauungskanal von der Mundhöhle bis zum Darmausgang bezeichnet. Er besteht aus folgenden Abschnitten:

Die zur Verdauung notwendigen Säfte werden dem Verdauungskanal durch die in seinen Schleimhäuten vorhanden Drüsen, die Speicheldrüsen des Mundes sowie durch die großen Verdauungsorgane Pankreas (Bauchspeicheldrüse) und Leber zugeführt. Die über die Schleimhaut aufgenommenen Moleküle und Substanzen gelangen ab dem Magen zum größten Teil über das Pfortaderblut in die Leber oder über die Lymphbahnen in das Blutgefäßsystem.

Die Verdauung und ihre Regulation: Basics


Funktionen

Die Hauptfunktion betrifft die Verdauung und Resorption von Nahrungsbestandteilen. Die Verdauung beginnt im Mund und setzt sich im Magen und im Dünndarm fort. Im Mund startet die Kohlenhydratverdauung durch die Amylase der Speicheldrüsen, im Magen die Eiweißverdauung durch Pepsin. Im Dünndarm erfolgt durch die Aktivität der Enzyme der Darmwand und solcher der Bauchspeicheldrüse mit ihren Hauptenzymen Pankreasamylase, Trypsin und Lipasen die enzymatische Zerkleinerung von Kohlenhydraten, Eiweißen und – mit Hilfe der Galle aus der Leber – von Fetten. Im Dünndarm werden die Nahrungsbestandteile auch resorbiert und über die Pfortader zur Leber transportiert; Fettbestandteile gelangen über die Lymphe in die Blutbahn. Im Dickdarm wird der Darminhalt durch Rücktransport der Flüssigkeit des Verdauungssafts aus dem Darmlumen in die Blutbahn eingedickt. Die Funktionen werden durch nervale und humorale Faktoren reguliert. Der Trakt besitzt ein sehr umfangreiches eigenes Nervensystem und produziert Hormone und andere Überträgersubstanzen (Zytokine, Mediatoren, Hormone), die über einen Einfluss auf sich selbst Effekte im gesamten Körper bewirken. Die Innervation und die Darmhormone gehören zu der „Gut-Brain-Axis“, einer engen Verbindung zwischen Magendarmtrakt und Gehirn, welche die Körperfunktionen wesentlich beeinflusst.

Verdauung
Verdauungsstörungen

Blutversorgung

Die Wandung des Magendarmkanals besteht aus einem Schleim und Verdauungssäfte produzierenden Epithel (die zum Lumen hin begrenzende Zelllage), aus Muskelschichten, welche die Durchwalkung und den Vorwärtstransport des Inhalts übernehmen und einer zur Leibeshöhle hin begrenzenden Schicht (Serosa). Für die Funktionalität ist eine besonders gute Blutversorgung erforderlich. Sie geschieht im oberen Gastrointestinaltrakt (Magen und Duodenum) aus der großen Körperschlagader (Aorta) über die Arteria coeliaca und im unteren Gastrointestinaltrakt (ab dem unteren Zwölffingerdarmende) über die Aorta über zwei große zuführende Arterien (A. mesenterica superior und inferior). Das Blut des Darm wird in der Pfortader (Vena portae) gesammelt und der Leber zugeführt, die die Nahrungs- und sonstigen Inhaltsstoffe verarbeitet.

Nervale Versorgung

Der Magendarmtrakt besitzt ein eigenes Nervensystem, das enterische Nervensystem (ENS), welches eigenständig (als „Gehirn des Darms“) arbeitet, aber über den Sympathicus und Parasympathicus mit dem zentralen Nervensystem in Verbindung steht. Es besteht aus zwei Anteilen,

  • dem Plexus myentericus Auerbach (in der Darmmuskulatur gelegen) und
  • dem Plexus submucosus Meissner (unter der Schleimhaut gelegen),

und reguliert die Funktionalität des Trakts, speziell seine Motilität (Bewegungen der Wandung des Magendarmkanals zur Durchwalkung und Fortbewegung des Inhalts), seine Durchblutung und die Sekretions- und Resorptionsfunktionen.

Eine Fehlfunktion bewirkt schwerwiegende Störungen. Beispielsweise kann eine intestinale Neuropathie, wie sie beim Diabetes mellitus auftreten oder durch Medikamente (Beispiel Opioide) bewirkt werden kann, Störungen bis hin zu einem Subileus oder Ileus hervorrufen. Bei der angeborenen Hirschsprung’schen Krankheit fehlen die Nervenzellen in einem unteren Darmsegment segmentale Aganglionose), was einen Stuhlverhalt, ein Megakolon und einen Mekoniumileus (steckengebliebener erster Stuhl des Neugeborenen) bei Neugeborenen bewirkt. (1)Medicina (Kaunas). 2020 Nov 13;56(11):611. DOI: 10.3390/medicina56110611.

Hormonproduktion

Der Magendarmtrakt bildet eine Reihe von Hormonen und Mediatorstoffen, die seine eigene Funktionalität beeinflussen und zudem Auswirkungen auf des gesamten Körper haben. Zu ihnen gehören Gastrin, Sekretin, Histamin, VIP (vasoaktives Peptid), GLP-1 (glucagon-like Peptid 1), Leptin und Serotonin. Die hormonproduzierenden Zellen des Magendarmtrakts können tumorartig wuchern, vermehrt Hormone produzieren und entarten; sie gehören zu den neuroendokrinen Tumoren (siehe unter Karzinoid und Apudome).

Dazu siehe auch hier.


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Verweise



Autor: Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (s. Impressum)


Literatur

Literatur
1Medicina (Kaunas). 2020 Nov 13;56(11):611. DOI: 10.3390/medicina56110611.