Darmischämie

Artikel aktualisiert am 15. März 2018

Darmischämie bedeutet Unterbrechung der Versorgung des Darms oder eines Darmabschnitts mit Blut.

  • Bei plötzlichem Verschluss wird der betroffene Darmabschnitt blutleer und stirbt nach kurzer Zeit ab. Es treten plötzlich heftigste Bauchschmerzen bei weichen, gut eindrückbaren Bauchdecken auf. Es entwickelt sich ein Mesenterialinfarkt. Für eine Notfalloperation bleibt relativ wenig Zeit.
  • Bei langsam fortschreitender Minderdurchblutung treten vor allem während Verdauungsvorgängen immer wieder mehr oder weniger lang anhaltende Phasen von Bauchschmerzen auf. Es kommt nach Malzeiten gemessen am erhöhten Bedarf zu einem relativen Sauerstoffmangel im Darm. Die Schmerzattacken werden als  Claudication intestinalis („Hinken des Darms“) bezeichnet.

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Ursachen

Folgende Ursachen können zu einer Darmischämie führen:

  • Arteriosklerose der Darmgefäße mit Verengung der Blut zuführenden Arterien des Darms (A. mesenteriae und ihrer Äste). Zur Arteriosklerose siehe hier.
  • Mesenterialarterienembolie: Verstopfung eines Asts der Arteria mesenteria superior oder inferior durch einen Embolus, der meist aus dem Herzen stammt (abgelöster Vorhofthrombus bei Vorhofflimmern oder Thrombus der Herzwand bei Herzwandaneurysma nach Herzinfarkt): der nicht durchblutete Darmabschnitt imponiert intraoperativ völlig anämisch (anämischer Mesenterialinfarkt).
  • Mesenterialvenenthrombose: Auch eine Unterbrechung des venösen Blutabflusses führt zu einer Unterbrechung der Darmdurchblutung. In diesem Fall folgt eine Blutstauung im Darm und ein hämorrhagischer (roter) Mesenterialinfarkt.

Symptomatik

  • Bei einer Darmischämie durch Arteriosklerose der zuführenden Arterien kommt es zunächst zu Bauchschmerzen während der Verdauung. Durch die Verdauungsvorgänge besteht ein erhöhter Blutbedarf, der nicht mehr bedient werden kann. Bei Nüchternheit dagegen kann die Blutzufuhr noch ausreichen. Es kommt zur „Claudicatio intestinalis“. Sie macht oft differenzialdiagnostische Probleme und muss von Bauchschmerzen funktioneller Art (z. B. beim Reizdarmsyndromund beim Meteorismus) abgegrenzt werden. Eine chronische Minderversorgung der Darmschleimhaut mit Blut führt zu einer chronischen Entzündung (z. B. ischämische Colitis) mit Diarrhö.
  • Bei einer Mesenterialarterienembolie wie auch bei einer Mesenterialvenenthrombose kommt es zu plötzlichen heftigsten Bauchschmerzen bei weichem, eindrückbarem Bauch. Auskultatorisch imponieren klingende und plätschernde Darmgeräusche als Ausdruck der Darmatonie bei sich rasch entwickelndem paralytischem Ileus.

Diagnostik

  • Postprandiale Bauchschmerzen bei Patienten mit ausgeprägter Arteriosklerose lassen an eine arteriosklerotische Verengung im Stromgebiet der Mesenterialarterien schließen. Gesichert wird sie durch Duplexsonographie, was jedoch nur gelingt,wenn gute Schallbedingungen herrschen. Ansonsten ist die Untersuchung mit Computertomographie oder MRT mit Kontrastmittel am aussagekräftigsten.
  • Akute heftigste und persistierende Bauchschmerzen mit einem paralytischen Ileus (plätschernde Darmgeräusche!) sind am raschesten und zuverlässigsten über CT oder MRT diagnostizierbar. Es lassen sich die verschiedensten Ursachen meist gut differenzieren, so auch eine Mesenterialarterienembolie und eine Mesenterialvenenthrombose.

Therapie

Bei einer arteriosklerotischen Darmischämie mit Claudicatio intestinalis kann eine Verengung eines größeren arteriellen Gefäßes vorliegen, das mit einem Katheter gut erreichbar ist. Durch Ballondilatation kann es unter güünstigen bedingungen erweitert werden. Gelingt dies nicht, wird i.d.R. operativ vorgegangen.

Liegt eine Mesenterialarterienembolie vor, so sollte sie möglichst rasch operativ entfernt werden. Wenn eine Embolektomie sehr frühzeitig möglich ist, so kann ggf. eine Reperfusion des ischämischen Darmabschnitts erreicht werden. Gelingt dies nicht, so wird der betroffene Darmabschnitt reseziert. Ist der resezierte Abschnitt sehr ausgedehnt, so kann ein Kurzdarmsyndrom die Folge sein.

Verweise