Chronische Cholangitis

Artikel aktualisiert am 12. Februar 2022

Chronische Cholangitis bedeutet langwieriger Verlauf einer Entzündung der Gallenwege. Wenn eine Entzündung der Gallenwege länger als 6 Monate andauert, wird sie als chronisch eingestuft.


Ursachen einer chronischen Cholangitis

Es sind zwei Hauptursachen einer chronischer Gallenwegsentzündung zu bedenken:

  • Nichteitrige Cholangitiden: Von vorneherein chronisch verlaufen die nicht durch Bakterien hervorgerufenen, autoimmunologisch bedingten Entzündungen der Gallenwege, die zu den nichteitrigen Cholangitiden zusammengefasst werden. Zu ihnen gehören
  • Die primär biliäre Cholangitis (PBC): Sie ist eine schleichend beginnende und verlaufende Entzündung der Gallenwege, die durch einen zunehmenden Verlust kleiner Gallenwege („Rarefizierung“) und damit durch eine Behinderung der Galleableitung aus der Leber charakterisiert ist. Sie ist durch einen autoimmunologischen Angriff der körpereigenen Abwehrsystems auf die Zellen der Gallengänge bedingt und mündet in einer Gelbsucht und einer Leberzirrhose.
  • Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC): Sie  ist eine seltene, schleichend verlaufende Erkrankung der Gallenwege, die mit einer überschießenden entzündlichen Narbenbildung einhergeht. Die Bindegewebsnarben engen die Gallenwege ein, so dass eine Abflussbehinderung der Galle und schließlich eine Gelbsucht die Folge ist. Die Erkrankung mündet in einer Leberzirrhose.
  • Virale Infektionen. Sie sind selten, sollten aber in die Differenzialdiagnosen einbezogen werden. Beispiel ist eine CMV-Infektion bei Abwehrschwäche. (1)J Gastroenterol. 2005 Oct;40(10):987-92. DOI: 10.1007/s00535-005-1683-z. PMID: 16261436. (2)Liver Transpl. 2013 Oct;19(10):1142-50. DOI: 10.1002/lt.23713. PMID: 23894112. Speziell nach einer Lebertransplantation (LTX, immunsuppressive Behandlung) finden sich in Galleproben ene Reihe von Viren mit pathogener Bedeutung (CMV, EBV, humane Herpesviren HHV-6 und HHV-7). (3)BMC Gastroenterol. 2019 Jun 27;19(1):110. DOI: 10.1186/s12876-019-1033-x. PMID: 31248389; PMCID: … Continue reading
  • Eitrige Cholangitiden: Chronisch verlaufen können auch bakterielle Entzündungen der Gallenwege, die bakteriellen oder eitrigen Cholangitiden. Eine eitrige Cholangitis kommt i.d.R. durch eine aufsteigende Infektion zustande. Diese wird begünstigt durch eine Undichtigkeit des Verschlussmechanismus an der Einmündungsstelle des Gallengangs (Ductus hepatocholedochus, DHC) in den Zwölffingerdarm (Duodenum). Ursachen sind
    • ein Steindurchtritt bei Gallensteinleiden oder
    • eine Papillotomie (endoskopisch interventionelle Erweiterung der Papille an der Einmündung des Gallengangs in den Zwölffingerdarm zur Erleichterung eines Steinabgangs bei einer ERCP.
    • Gallensteine im Gallengang (Choledocholithiasis). sind ebenfalls vielfach Ausgangspunkt einer chronisch rezidivierend verlaufenden Cholangitis.

Folgen

Der chronische Verlauf einer Cholangitis führt zu einem erhöhten Risiko für Cholestase und Ikterus sowie die Entwicklung einer biliären Leberzirrhose. Eine bakterielle Cholangitis kann zu einer akuten Exacerbation (Verschlechterung) mit hohem Fieber, Schüttelfrost und einer Sepsis führen. Sie kann sich rasch zu einem lebensgefährlichen Krankheitsbild entwickeln.

Diagnostik

Die Diagnostik beruht auf Laborwerten, bildgebenden Verfahren und endoskopische Untersuchungen. (4)Br J Radiol. 2021 Sep 1;94(1125):20210417. DOI: 10.1259/bjr.20210417. Epub 2021 Jul 20. PMID: … Continue reading

Laborwerte: Die Entzündungs- und Cholestaseparameter sind früh bereits erhöht.

Bildgebende Verfahren: Die MRCP (Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie) ist die wertvollste nicht invasive Untersuchungsmethode. Sie gibt Auskunft über Lokalisation und Grad einer Galleabflussbehinderung und die Dicke des in die Entzündung einbezogenen Gewebes.

Endoskopische Verfahren: Über eine ERC (endoskopisch retrograde Cholangiographie) können Abflusshindernisse genau lokalisiert, Galle für eine bakteriologische Untersuchung gewonnen und ein Bürstenabstrich für eine Zytologie entnommen werden.


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Verweise



Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1J Gastroenterol. 2005 Oct;40(10):987-92. DOI: 10.1007/s00535-005-1683-z. PMID: 16261436.
2Liver Transpl. 2013 Oct;19(10):1142-50. DOI: 10.1002/lt.23713. PMID: 23894112.
3BMC Gastroenterol. 2019 Jun 27;19(1):110. DOI: 10.1186/s12876-019-1033-x. PMID: 31248389; PMCID: PMC6598275.
4Br J Radiol. 2021 Sep 1;94(1125):20210417. DOI: 10.1259/bjr.20210417. Epub 2021 Jul 20. PMID: 34233488.