Cholestase – einfach erklärt

Artikel aktualisiert am 16. Mai 2019

Cholestase bedeutet stehende (stehende, nicht fließende) Galle. Galle fließt dann nicht, wenn sie entweder nicht gebildet oder wenn ihr Abfluss behindert wird. Entsprechend unterscheidet man eine

  • Gallebildungsstörung der Leber von einer
  • Galleabflussstörung im Bereich der Gallenwege.

„Cholestase – einfach erklärt“ erklärt die Krankheiten mit Gallestau verständlich.


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Was sind die Ursachen?

Am Anfang der Diagnostik steht die Unterscheidung von einer Störung der Gallebildung und der eines Galleabflusses. Von ihr hängt das weitere diagnostische Vorgehen entscheidend ab.

Gallebildungsstörung

Wenn die Quelle versiegt, hört der Fluss zu fließen auf. Die Galle wird in den Leberzellen gebildet. Wenn sie durch eine Krankheit stark beeinträchtigt werden, so stellen sie ihre Funktionen ein. Dies kann im Rahmen einer ausgeprägten Leberentzündung (Hepatitis) oder durch den Einfluss von Giftstoffen (toxische Leberschädigung z. B. durch Pilzgifte oder bestimmte Medikamente) zustande kommen. Bei einer Gallebildungsstörung sind die Gallenwege nicht erweitert, was durch Sonographie, Computertomographie oder MRT gut erkennbar ist.

Galleabflussstörung

Eine Einengung oder Unterbrechung des Abflusssystems der Gallenwege führt zu einem Gallestau bis in die Leber hinein. Dort müssen nun die Leberzellen bei ihrer Galleproduktion gegen einen erhöhten Druck ankommen, was nur bis zu einem bestimmten Sekretionsdruck möglich ist. Die Gallenwege erweitern sich und schließlich kommt es zu kleinen Undichtigkeiten der kleinsten Gallenwege, so dass Gallebestandteile ins Blut gelangen. Die Erweiterung der Gallenwege ist durch bildgebende Untersuchungstechniken, wie Sonographie, CT und MRT) gut erkennbar. Häufig kann durch sie auch die Ursache des Gallestaus gefunden werden. In Frage kommen beispielsweise Gallensteine, ein Tumor (Krebs) der Gallenwege (z. B. ein Klatskin-Tumor) oder eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse. Wenn nicht nur die in der Leber gelegenen Gallenwege erweitert sind, sondern auch der große Gallengang, der durch die Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm mündet, dann ist die Ursache der Abflussstörung ganz in der Nähe der Mündung zu suchen. In Frage kommen hier eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse (z. B. ein Pankreaskarzinom oder eine Zyste in der Bauchspeicheldrüse) oder ein Verschluss der Mündungsstelle selbst (z. B. Papillenkarzinom).

Was sind die Folgen einer Cholestase?

Galle ist eine Flüssigkeit, die von den Leberzellen gebildet und über die Gallenwege in den Dünndarm geleitet wird. Die Gallenblase speichert die die Galle, bis sie bei Mahlzeiten gebraucht wird. Dann nämlich steuert die Galle ihre gelösten Inhaltsstoffe zur Verdauung bei. Dies gilt in erster Linie für die Gallensäuren, die zur Fettverdauung und -aufnahme in den Körper notwendig sind. Eine zweite große Aufgabe der Galle ist die Ausscheidung von Fremdstoffen wie Medikamenten oder ihren Abbauprodukten. Bei einer Cholestase kommt es einerseits zu einer gestörten Fettverdauung und andererseits zu einer gestörten Entgiftung des Körpers.

Gestörte Fettverdauung

Die Gallensäuren, die sich in der Galle in hoher Konzentration befinden, dienen als Emulgatoren: sie helfen Fetttröpfchen der Nahrung zu lösen, so dass ihr Fett durch Verdauungsenzyme angegriffen werden kann. Sie aktivieren zudem die für die Fettverdauung aus der Bauchspeicheldrüse beigesteuerten Enzyme, und sie bringen die durch die Fettverdauung entstandenen Fettsäuren zur Oberfläche der Dünndarmwand, so dass sie dort in den Körper aufgenommen werden können. Fehlen Gallensäuren, können diese Prozesse nicht mehr ordnungsgemäß ablaufen. Es kommt zu einem Mangel des Körpers an Fetten und an den im Fett gelösten Vitaminen (A, D, E und K) und es kann zu einer Gewichtsabnahme kommen. Andererseits kommt es zu fettigem, schmierigem Stuhl. Die veränderte Zusammensetzung des Darminhalts führt bei manchen Menschen zu Durchfällen (Diarrhö), Blähungen, Missempfindungen im Bauch oder Bauchkrämpfen.

Rückstau von Galle im Körper

Wenn Galle nicht abfließen kann, bleiben ihre Inhaltsstoffe im Körper. Erkennbar wird dies durch eine Gelbfärbung der Haut (Ikterus), durch eine Dunkelfärbung des Urins und eine Hellfärbung des Stuhls. Die dunkle Urinfarbe erklärt sich dadurch, dass die Nieren nun einen Teil der Inhaltsstoffe der farbigen Galle ausscheiden, und die Hellfärbung des Stuhls dadurch, dass im Darm die Gallefarbstoffe nicht oder kaum noch ankommen.

Von den im Körper zurückbehaltenen Substanzen sind es vor allem die größeren (höhermolekularen) Fremdstoffe, die sich anhäufen und unvorhersehbare Folgen haben können. Denn die großen Fremdstoffmoleküle können von den Nieren nicht ersatzweise ausgeschieden werden.

Häufige Beschwerden

Häufige Beschwerden bei einer Cholestase sind Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Juckreiz.

Der Herzschlag kann langsamer werden (Bradykardie) und der Blutdruck sinken (Hypotonie).

Offenbar wird zudem das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) geschwächt, und damit steigt die Infektionsanfälligkeit.

Die Nierenfunktion kann leiden, so dass die Entwicklung einer Niereninsuffizienz durch eine Cholestase gefördert wird.

Über längere Zeit führt die Cholestase zu einer Vernarbung der Leber, was zur gefürchteten Leberzirrhose führt.

Wie kann eine Cholestase behandelt werden?

Gallebildungsstörung

Die Grunderkrankung der Leber muss erkannt werden, damit ein Behandlungskonzept gefunden werden kann (Beispiele: Hepatitis, toxischer Leberschaden, Zieve-Syndrom; siehe dort jeweils zur Diagnostik und Therapie).

Galleabflussstörung

Je nach Ursache kommen verschiedene Maßnahmen in Betracht:

  • Gallensteine können meist durch eine Spiegelung (ERCP) entfernt werden; manchmal ist eine Operation erforderlich.
  • Wird ein Tumor im Bereich der Gallenwege gefunden, so muss entschieden werden, ob er operiert werden kann. Wenn dies nicht der Fall ist, muss die Galle durch eine Drainagetechnik abgeleitet werden. Am günstigsten ist die innere Ableitung in den Dünndarm, denn dort wird sie gebraucht. Mit Hilfe eines endoskopisch eingelegten Röhrchens (Stent) kann das Hindernis im Gallengang überbrückt werden. Aber auch eine Operation ist in Einzelfällen zu diskutieren. Bei ihr wird der Gallengang unter Umgehung des Hindernisses (z. B. eines Tumors) an anderer Stelle in den Dünndarm neu eingepflanzt. Eine Galleableitung durch die Haut nach außen (perkutan transhepatische Drainage, PTD) ist meist nur eine Zwischenlösung.
    • Tumoren im Bereich der Gallenwege reagieren i. d. R. schlecht auf Chemotherapie. Man kann nicht damit rechnen, dass sie zu einer Verbesserung des Abflusses der Galle führt. Sie kann allenfalls den Krankheitsverlauf verzögern, wie dies beim Pankreaskarzinom der Fall ist.
  • Drückt ein Prozess der Bauchspeicheldrüse (z. B. große Zyste oder Tumor) den Gallengang ab, so kann eine Whipple´sche Operation in Frage kommen, bei der der Bauchspeicheldrüsenkopf und der Zwölffingerdarm entfernt und der Gallengang an anderer Stelle des Dünndarms neu implantiert wird.

Verweise

Fachinfos

Patienteninfos

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).