Bilharziose

Artikel aktualisiert am 10. Februar 2019

Die Bilharziose (syn: Schistosomiasis) ist eine häufige Infektionskrankheit der Leber, die in den Tropen und Subtropen vorkommt und unbehandelt in eine Leberzirrhose übergehen kann. Zwischenwirt der Erreger ist eine Wasserschnecke. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung gibt es nicht. Die Behandlung ist schwierig. Das wirksamste Mittel ist Praziquantel. Neue Medikamente und Impfseren sind in Entwicklung.


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Erreger und Infektionsweg

Auslöser der Bilharziose ist der bis zu 2 cm lange Pärchenegel (Schistosoma) , von dem es verschiedene Arten in Afrika, Südostasien, Süd- und Mittelamerika gibt.

Die Infektion beim Menschen beruht auf vorwiegend auf

  • Schistosoma mansoni und S. japonicum: sie verursachen eine Schistosomiasis des Darms und der Leber und
  • S. haematobium: es verursacht eine urinogenitale Erkrankung.

Die Infektion erfolgt durch Baden in verseuchten Gewässern über Zerkarien (Larvenform der Egel). Diese stammen von einem Zwischenwirt, einer Wasserschnecke, in denen sich eine Vorform (Sporozoiten) ungeschlechtlich vermehrt. Die Zerkarien dringen durch die Haut in Blut und Lymphe, gelangen zur Leber und entwickeln sich dort im Zeitraum von etwa 50 Tagen zu Würmern. Die Würmer  verbreiten sich im Körper und finden sich – je nach Art des Erregers (s.o.) –  vorwiegend in der Darmwand, der Leber und der Harnblase bzw. dem Urogenitaltrakt. Sie sondern ihre Eier in den Darm, das Pfortaderblut und den Urin ab. Die Eier gelangen wieder über Exkremente in Gewässer und entwickeln sich dort über Zwischenstadien (u. a. wieder in Schnecken als Zwischenwirte) erneut zu Zerkarien. Eine Infektion von Mensch zu Mensch gibt es nicht.

Entstehung einer Leberzirrhose

Die mit dem Pfortaderblut in die Leber gelangenden Eier rufen eine chronische granulomatöse Entzündung in der Portalfeldern hervor. Das Lebergewebe vernarbt; es findet sich histologisch eine portale und periportale Fibrose, die sich im Laufe der Zeit zu einer Zirrhose (narbige Schrumpfleber) weiterentwickelt. Dabei erhöht sich der Widerstand für das Pfortaderblut (präsinusoidal: noch vor Eintrittt des Bluts in die Leberläppchen) und es kommt zu eine, Pfortaderhochdruck (portale Hypertension) mit allen Komplikationsrisiken.

Diagnostik

Mikrobiologie

In der Frühphase erfolgt der Nachweis über die Eier im Stuhl und in der Rektumschleimhaut, bzw. im Urin.

Histologie

Zum Nachweis eines Leberbefalls wird i.d.R. eine Leberpunktion erforderlich. Charakteristisch ist der histologische Nachweis eosinophiler und epitheloidzelliger Granulome, anfangs noch ohne Vernarbung (Fibrose), später mit ausgeprägter Fibrose in den Portalfeldern.

Therapie

Praziquantel gilt als Goldstandard der Therapie. (1) 2014 Jun;195(1):23-9. doi: 10.1016/j.molbiopara.2014.06.002. Bei einigen Formen wirkt auch Oxamniquin. (2) 2016 Jun;46(7):417-24. doi: 10.1016/j.ijpara.2016.03.006.

Mit Hilfe von Praziquantel wird versucht, bereits bei Vorschulkindern und Schulkindern der Subsaharazone, das Risiko einer Infektion in den Griff zu bekommen. (3) 2016 Sep 30;9(1):528. (4) 2018 Jul 6;12(7):e0006636. doi: 10.1371/journal.pntd.0006636. (5) 2013 Feb 2;381(9864):413-8. doi: 10.1016/S0140-6736(12)61812-1.

Praziquantel tötet nicht die sich entwickelnden Schistosomen ab und es verhindert keine Wiederinfektion. Zudem kann seine dauerhafte Verwendung zu resistenten Parasiten führen. Daher werden neue Medikamente und die Möglichkeit einer Impfung geprüft. Durchschlagende Erfolge stehen jedoch noch aus. (6)PLoS Negl Trop Dis. 2018 Dec 7;12(12):e0006968. doi: 10.1371/journal.pntd.0006968. eCollection 2018 … Continue reading (7) 2018 Dec 27;11(1):668. doi: 10.1186/s13071-018-3268-8. (8) 2017 Mar 28;6(1):74. doi: 10.1186/s40249-017-0286-2.

Neue Mittel, u.a. auf der Basis des Animalariamittels Mefloquin, sind in Entwicklung. (9) 2018 Oct 10;9(11):1905-1909. doi: 10.1039/c8md00396c.

Die Behandlung der fortgeschrittenen Bilharziose besteht im Wesentlichen in der Beherrschung der Komplikationen einer Leberzirrhose und einer portalen Hypertension.

 

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1 2014 Jun;195(1):23-9. doi: 10.1016/j.molbiopara.2014.06.002.
2 2016 Jun;46(7):417-24. doi: 10.1016/j.ijpara.2016.03.006.
3 2016 Sep 30;9(1):528.
4 2018 Jul 6;12(7):e0006636. doi: 10.1371/journal.pntd.0006636.
5 2013 Feb 2;381(9864):413-8. doi: 10.1016/S0140-6736(12)61812-1.
6 2018 Dec 7;12(12):e0006968. doi: 10.1371/journal.pntd.0006968. eCollection 2018 Dec.
7 2018 Dec 27;11(1):668. doi: 10.1186/s13071-018-3268-8.
8 2017 Mar 28;6(1):74. doi: 10.1186/s40249-017-0286-2.
9 2018 Oct 10;9(11):1905-1909. doi: 10.1039/c8md00396c.