Asthma bronchiale – einfach erklärt

Artikel aktualisiert am 21. Juni 2019

Asthma bronchiale ist eine Lungenkrankheit, die immer wieder zu heftigen Atemnotanfällen führt. Die Auslösung erfolgt durch einen „Trigger“ der Umwelt. Beteiligt am Mechanismus der Verkrampfung der Atemwege, die zur Atemnot führt, ist das Immunsystem. „Asthma bronchiale – einfach erklärt“ macht diese belastende Erkrankung verständlich.


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Was Asthma bronchiale ist

Unter Asthma wird landläufig das Bronchialasthma (Asthma bronchiale) verstanden, das durch Reizung der Atemwege entsteht. Daneben kennt der Volksmund noch ein Herzasthma (Asthma cardiale, siehe unten), das bei Herzleistungsschwäche ausgelöst wird und sich prinzipiell ähnlich auswirkt wie das Bronchialasthma, nämlich in Luftnot bei pfeifender Atmung.

Allgemeines

Der Erkrankung liegt eine genetische Veranlagung zur Verkrampfung der Atemwege zugrunde. Sie braucht nicht immer manifest zu werden (offen auszubrechen). Weil die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur funktionell ist, ist sie prinzipiell reversibel, d. h. durch Medikamente zu durchbrechen. Durch die Verengung der Atemwege kommt es zu pfeifender Atmung und dem Gefühl von Atemnot. Schwere Ausprägungen können als lebensbedrohlich empfunden werden. Der „Status asthmaticus“ ist wegen seiner Intensität und Dauer tatsächlich lebensbedrohlich, einmal durch die Luftnot an sich, aber auch indirekt durch die Belastung des rechten Herzens. Da Asthma die Tendenz hat, anfallsartig immer wieder aufzutreten, muss es als chronische Krankheit betrachtet werden.

Wie Asthma zustande kommt

Grundlage eines Asthma ist eine Bereitschaft des Bronchialsystems, mit Verkrampfung (Spastik) und übermäßiger Schleimbildung zu reagieren. Wenn diese Bereitschaft das normale Maß übersteigt, das bei jedem Menschen vorliegt, nennt man diese Veranlagung „hyperreagibles Bronchialsystem“ (überempfindliche Atemwege).

  • Allergene sind eine Hauptursache für die Auslösung solch einer heftigen Verkrampfung und Verschwellung. Betroffen sind die kleinsten, mittleren und größeren Bronchien. Da die Allergene von außen auf die Schleimhaut einwirken, wird dieses Asthma als „exogen allergisches Asthma“ oder „Extrinsic Asthma“ bezeichnet.
  • Nicht-allergische Auslöser sind ebenfalls bekannt. Dazu gehören Infekte, eine unspezifische Reizung (Rauch, Staub, Kälte), Acetylsalizylsäure (Aspirin-induziertes Asthma), körperliche Anstrengung (belastungsinduziertes Asthma, Herzasthma) und psychischer Stress. Dieses Asthma wird wegen der im Vordergrund stehenden Disposition durch ein hyperreagibles Bronchialsystem, das wohl als genetische (intrinsische) Anlage vorliegt, als „Intrinsic Asthma“ bezeichnet.

Vorsicht mit Paracetamol? Bei Kindern ist die Häufigkeit von Asthma nach vielen Beobachtungen assoziiert mit der Häufigkeit der Einnahme von Paracetamol. Da auch bereits Paracetamol in der vorgeburtlichen Phase ein Risikofaktor für die Entstehung kindlichen Asthmas darstellen soll, wird immer wieder empfohlen, das auch schon werdende Mütter kein Paracetamol einnehmen sollten. Allerdings wird auch eingeräumt, dass wirklich aussagekräftige Studien dazu fehlen (1)Can Fam Physician. 2017 Mar;63(3):211-213.

Was für Folgen eintreten können

Angstgefühle: Die akute Atemnot im Asthmaanfall kann extrem ängstigend und lebensbedrohlich sein. Es herrscht das Gefühl vor, einmal eingeatmete Luft nicht genügend  wieder ausatmen zu können. Der verzweifelte Versuch, durch heftige Atmung mehr Luft ventilieren zu können, verschlechtert die Situation wie im Teufelskreis eher. So sind Angstzustände nicht nur mit Luftnot verbunden, sondern sie beherrschen manchmal auch das Leben darüber hinaus.

Lungenemphysem: Häufige Asthmaanfälle und eine ständige Asthmakomponente beim Atmen führen zur Ausbildung einer Lungenüberblähung. Sie wird als Emphysem bezeichnet. Ein Emphysem kann im Laufe der Zeit zu einer chronischen Bronchitis führen, da die Kraft nicht mehr ausreicht, um die Atemwege vom Schleim zu reinigen. Schließlich kommt eine „chronisch obstruktive Lungenkrankheit“ zustande (obstruktiv bedeutet, dass die Bronchien verengt sind).

Rechtsherzbelastung: Emphysem und chronische Asthmakrankheit (chronisch obstruktive Lungenkrankheit) bedeuten für die rechte Herzkammer (die das Blut durch die Lungen pumpt) eine starke Belastung. Es kann im Laufe der Zeit zu einer Schädigungen und Schwächung (Insuffizienz) kommen. Es entwickelt sich eine Rechtsherzinsuffizienz. Erkennbar wird dies an gestauten Halsvenen, blau-lividen Lippen und Schleimhäuten und unter Umständen an Wasseransammlungen in den Beinen (Beinödeme).

Wie sich Asthma zeigt

Bei der klinischen Untersuchung hört man manchmal schon von Weitem ein pfeiffendes Geräusch bei der Atmung. Beim Abhorchen (Auskultation) ist das spastische Atemgeräusch besonders deutlich wahrzunehmen. Es beschränkt sich auf die Ausatmung. In der Lungenfunktionsprüfung zeigt sich eine deutliche Verlängerung der Ausatemzeit gegenüber der Einatemzeit. Diese als Spastik bezeichnete Veränderung der Atmung löst sich rasch nach Applikation geeigneter Medikamente (Bronchialerweiterer), was in der Lungenfunktionsprüfung diagnostisch verwertet wird. Die „Peak-Flow-Messung“ ermöglicht es jedem Patienten, selbst den Atemfluss zu kontrollieren.

An ein überempfindliches Bronchialsystem (s. o.) muss gedacht werden, wenn folgende Beobachtungen zu machen sind:

  • Wenn junge, ansonsten gesunde Menschen im Frühjahr beim Pollenflug, in verrauchten Räumen oder nach einer Aspirintablette Atemnot bekommen, dann liegt die Diagnose Asthma nahe.
  • Wenn Atemnot bei Menschen mit einem frischen Atemwegsinfekt und Husten auftritt, kann eine Bronchitis vorliegen. Wenn der Arzt „spastische Atemgeräusche“ hört, wird er eine Asthmakomponente diagnostizieren, die unter Umständen einer besonderen Therapie bedarf.
  • Wenn herzkranke Menschen bei Anstrengung Luftnot bekommen, kann dies durch die Stauung von Blut in die Lungen (Lungenstauung) bedingt sein, aber auch durch eine übermäßige spastische Reaktion des Bronchialsystems (Herzasthma). Der Arzt wird dies differenzieren und unter Umständen besonders behandeln.

Was sonst untersucht werden sollte

Wenn daran gedacht wird, dass ein Infekt das Asthma ausgelöst hat, ist die Bestimmung von Entzündungsparametern (wie Zahl der weißen Blutkörperchen, Blutsenkungsgeschwindigkeit und CRP) angezeigt.

Wenn eine allergische Komponente eine Rolle spielen kann, werden unter den Laborwerten IgE und die Zahl eosinophiler weißer Blutkörperchen (Leukozyten) von Interesse sein.

Wenn eine schwer behandelbare chronisch obstruktive Lungenkrankheit mit Asthmakomponente vorliegt, muss daran gedacht werden, dass sie durch krankhafte Bedingungen im Körper unterhalten wird. Wichtige Auslöser, die im Körper selbst begründet liegen, sind (a) chronische Nasennebenhöhlenentzündungen, die zu einer „Abtropfbronchitis“ mit Spastik führen können, und (b) eine Refluxkrankheit, bei der vor allem nachts Mageninhalt über die Speiseröhre zum Kehlkopf zurück fließt. Etwas von dieser aggressiven Flüssigkeit gelang in das Atemwegssystem und reizt es. Eine spastische Reaktion und / oder Entzündungen im Sinne einer oft wiederkehrenden Bronchitis sind die Folgen. Also sollte an die Möglichkeit einer Nasennebenhöhlenentzündung (HNO-Arzt) und einer Refluxkrankheit (Gastroenterologe) gedacht werden, was natürlich diagnostische Konsequenzen hat.

Wie Asthma behandelt wird

Grundlagen sind Rauchen abgewöhnen, auslösende Stoffe und Situationen soweit möglich vermeiden (z. B. Allergene wie Hausstaub, Tierhaare, Pollen oder bestimmte Nahrungsmittel vermeiden, rauchfreie Räume), Grippeschutzimpfung, Desensibilisierung gegen bekannte Allergene, Übungen zur Stressbewältigung.

Bei auslösendem Infekt unter Umständen (bei Fieber und Erhöhung der Leukozytenzahl, ggf. nach Antibiogramm) Antibiotika.

Bei belastungsinduziertem Asthma medikamentöse Stärkung bzw. Entlastung des Herzens. Dazu gehört eine Trinkmengenbegrenzung auf ca. 1,5 l pro Tag (je nach ärztlicher Anordnung).

Wenn Rückfluss aus dem Magen (Refluxkrankheit) ursächliche eine Rolle spielt, Schräglage des Betts, um nächtlichen Rückfluss zu vermeiden, ggf. Behandlung mit Protonenpumpenblockern.

Eine Nasennebenhöhlenentzündung sollte erkannt und behandelt werden. Dazu kann manchmal der Besuch bei einem HNO-Arzt notwendig sein.

Wenn Atemnot eintritt, heißt es nicht aufgeregt reagieren, sondern mit Bedacht die eigenen Notfallmedikamente anzuwenden. Wichtig ist das Ausatmen gegen Widerstand. Die „Lippenbremse“ eignet sich dazu sehr gut. Singen oder lautes Lesen kann in entsprechender Weise über die akute Phase bis zum Wirkungseintritt der Medikamente helfen.

Medikamentöse Behandlung

Eine Reihe von Medikamente zur Behandlung von Asthma sind auf dem Markt. Dazu gehören:

  • Substanzen, die die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur lösen (z. B. ß2-Mimetika; sie sind vorwiegend an den Bronchien und nur wenig am Herzen wirksam),
  • Substanzen, die die Schleimhautschwellung zurückdrängen (Kortisonpräparate)
  • Substanzen, die die Schleimbildung reduzieren (z. B. Anticholinergika) bzw. die zähen Schleim verflüssigen, so dass er besser abgehustet werden kann (z. B. Bromhexin, Acetylcystein). Dieses Wirkprinzip hat keine sehr große Bedeutung gegenüber den vorherigen.
  • Antihistaminika, Ketotifen und Theophyllin haben unerwünschte Nebenwirkungen und spielen keine vorrangige Rolle.
  • Montelukast als Entzündungshemmer (Leucotrienrezeptorantagonist) sollte dem Lungenfacharzt vorbehalten bleiben.
  • Neuerdings können auch Antikörper gegen IgE eingesetzt werden: sehr teuer, deshalb wird die Indikation von Ärzten sehr streng gestellt.

Nichtmedikamentöse Begleitbehandlung: Alternative Behandlungsmethoden haben keinen statistisch gesicherten Effekt, können aber dennoch wirksam sein. In Einzelfällen sollen beispielsweise Akupunktur oder bestimmte Ernährungen positiv gewirkt haben; dies lässt sich aber nicht in Studien belegen. Interessanterweise ist ein gutes vertrauensvolles Verhältnis zum behandelnden Arzt (z. B. Lungenfacharzt) alleine schon ausreichend, um die Häufigkeit von Asthmaanfällen zu senken!

Stufenbehandlung: Die Behandlung sollte je nach Ausprägung der Atemnot stufenweise erfolgen:

  • Bei selten auftretender Luftnot: Behandlung nur der Atemnotphasen mit kurzwirksamen Beta2-Mimetika wie Salbutamol oder Fenoterol (Atemnotlöser als Spray: Reliever)
  • Bei mehrfach wöchentlichen Atemnotbeschwerden wird eine niedrig dosierte Basismedikation mit Kortisonpräparaten als Spray wie Budesonid (Controller) zur Kontrolle der Bereitschaft für Atemnot empfohlen.
  • Wenn trotz Basismedikation mehrfach wöchentlich Atemnot entsteht, kann die Kortikoiddosis gesteigert und / oder zusätzlich ein langwirksames Mittel zur Stimulation des Sympathicus (ß2-Mimetikum wie Salmeterol oder Formoterol) gegeben werden.
  • Erst wenn dies nicht ausreicht, kann ein Kortisonpräparat in Tablettenform gegeben werden.

Grippeimpfung! Es sollte darauf geachtet werden, dass Impfungen gegen Grippe regelmäßig aufgefrischt werden.

Welche Medikamente vermieden werden sollten: Beta-Blocker wie Propranolol, Metoprolol oder Bisoprolol können Asthma verstärken und sollten vermieden werden. Stark herzselektive Beta-Blocker wie Nebivolol können bei Notwendigkeit individuell erlaubt werden (dies sollte der Lungenfacharzt (Pulmologe) entscheiden).


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Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


Asthma bronchiale – einfach erklärt

Literatur

Literatur
1Can Fam Physician. 2017 Mar;63(3):211-213