Antipyretika

Artikel aktualisiert am 5. August 2020

Antipyretika sind fiebersenkende Medikamente. Sie mildern die Auswirkungen von hohem Fieber, wie übermäßiges Schwitzen und Blutdruckabfall, und steigern das Allgemeinbefinden. Da Fieber für den Körper hilfreich bei der Abwehr von Infektionserregern ist, ist der Einsatz von Antipyretika nicht in jedem Fall sinnvoll. Er sollte individuell indiziert werden. Eine Indikation besteht i.d.R. bei einer übermäßigen Erhöhung der Körpertemperatur, nämlich dann wenn sie mit besonderen Risiken verbunden ist, so mit dem Risiko einer Hirnschwellung und einer Erhöhung der Krampfbereitschaft (Fieberkrämpfe bei Kindern, s.u.), oder auch einer ungewöhnlichen Herzkreislaufbelastung, die je nach Vorerkrankung als riskant eingeschätzt werden muss und daher gesenkt werden sollte.

Zu Fieber siehe hier.


Fiebersenkende Medikamente

Zu Antipyretika gehören in erster Linie

  • Novaminsulfon (Metamizol, stark wirkend), auch schmerzstillend, kaum antientzündlich, es besteht ein geringes Risiko einer Hemmung des Knochenmarks (Agranulzytose),
  • Paracetamol (Acetaminophen), ist auch ein mildes mit mittelstark wirkendes Schmerzmittel, kaum antientzündlich; bei Kindern erst ab Temperaturen über 38,5 Grad C. empfohlen, bei Exposition schon in der Schwangerschaft und von Kindern Risiko einer Asthmaerkrankung beachten! (1) 2017 Nov – Dec;45(6):528-533. doi: 10.1016/j.aller.2016.10.014. (2) 2011 Apr;41(4):482-9. doi: 10.1111/j.1365-2222.2010.03691.x. Epub 2011 Feb 22.
  • nichtsteroidale Antiphlogistika, wirken auch antientzündlich und schmerzstillend; am häufigsten verwendete Fiebersenker:
  • Pethidin (ein Opioid): hauptsächlich als mittelstark bis stark wirkendes Analgeticum verwendet; wirkt rasch und recht zuverlässig auch zur Senkung von Fieberspitzen z. B. bei Schüttelfrösten im Rahmen einer Sepsis. Anticholinerge Effekte und Abhängigkeitspotenzial berücksichtigen!

Bei Fieberzuständen mit autoimmuner Genese (z. B. bei einer Polymyalgia rheumatica) vermögen Glukokortikoide das Fieber zu senken.

Fiebersenkung bei Kindern

Erste Maßnahme bei Temperaturen über 38,5 – 39 Grad sind feuchte Wickel unter Temperaturkontrolle. Gebräuchlich sind Wadenwickel (Verdunstungskälte!) Bei Temperaturen über 39 Grad können Medikamente, z. B. als Fieberzäpfchen, hilfreich sein. Bei Säuglingen wird i.d.R. Paracetamol verwendet. Ab einem Alter von 3 Monaten bzw. 6 kg Körpergewicht wird auch Ibuprofen gewählt, das (anders als Paracetamol) auch antientzündlich wirkt, was meist gewünscht wird. Beide Medikamente wirken auch schmerzstillend, was i.d.R. (z. B. bei einem Virusinfekt mit Kopf- und Gliederschmerzen oder beim Zahnen von Säuglingen) ebenfalls gewünscht wird.

Fieberkrämpfe von Kindern

Fieberkrämpfe erleiden vor allem kleine Kinder. Sie treten meist innerhalb von 24 Stunden nach Beginn des Fiebers auf und sind selbstlimitierend. Komplexe Fieberkrämpfe jedoch können später in einer Epilepsie münden. Acetaminophen und Ibuprofen sind Medikamente, die gegen das Fieber wirksam sind, Diazepam und Lorazepam gegen die Krämpfe. (3) 2018 Jul 16;7:212536. doi: 10.7573/dic.212536. In etwa 15 bis 70%  der Fälle muss mit erneuten Fieberkrämpfen in den nächsten 2 Jahren gerechnet werden. Eine vorbeugende Behandlung wird i.d.R. nicht empfohlen (4) 2012 Jan 15;85(2):149-53., jedoch kann in Fällen eines besonders hohen Risikos Clobazam eingesetzt werden. (5) 2014 Oct;23(4):676-85. 

Verweise


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Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).

Literatur

Literatur
1 2017 Nov – Dec;45(6):528-533. doi: 10.1016/j.aller.2016.10.014.
2 2011 Apr;41(4):482-9. doi: 10.1111/j.1365-2222.2010.03691.x. Epub 2011 Feb 22.
3 2018 Jul 16;7:212536. doi: 10.7573/dic.212536.
4 2012 Jan 15;85(2):149-53.
5 2014 Oct;23(4):676-85.