Antikoagulanzien

Artikel aktualisiert am 15. November 2016

Antikoagulanzien sind Medikamente, die die Blutgerinnbarkeit hemmen. Sie werden therapeutisch und prophylaktisch gegen Gerinnungskomplikationen wie Thrombosen und Embolien eingesetzt.


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Substanzgruppen

  • Thrombozytenaggregationshemmer reduzieren das Risiko einer übermäßigen oder zu empfindlichen Bildung kleiner Gerinnsel aus Blutplättchen (Thrombozyten), die den ersten Schritt bei der Bildung großer Blutgerinnsel darstellen. Sie wirken am besten im arteriellen Bereich des Blutgefäßsystems und werden zur Vorbeugung eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls verwendet. Sie hemmen den Start der plasmatischen Gerinnung, beeinflussen sie aber ansonsten nicht. Sie gehören daher nicht zur engeren Definition der Antikoagulantien.

Thrombozytenaggregationshemmer

  • Thrombozytenaggregationshemmer hemmen den ersten Schritt einer Gerinnselbildung an arteriosklerotischen Plaques durch Anlagerung und Aggregation der Blutplättchen an den Stellen einer akuten Intimaverletzung. Substanzen, zu denen die meiste Erfahrung vorliegt, sind ASS (z. B. Aspirin®) und Clopidogrel (z. B. Plavix®). Sie werden als Tablette (oral) verabreicht und eignen sich zur Vorbeugung eines Herzinfarkts oder eines Schlaganfalls. Indikationen bestehen, wenn eine Gefährdungssituation erkennbar ist, so insbesondere zur „Sekundärprophylaxe“, also wenn bereits ein Herzinfarkt oder Schlaganfall abgelaufen ist zur Vermeidung eines nachfolgenden Ereignisses. Als Nebenwirkung von Thrombozytenaggregationshemmern muss mit einer erhöhten Blutungsneigung, auch im Magendarmtrakt (siehe hier), gerechnet werden. Mehr zu Thrombozytenaggregationshemmern siehe hier.

Heparine

Vitamin-K-Antagonisten

  • Warfarin (z. B. Coumadin®) oder Phenprocoumon (z. B. Marcumar® oder Falithrom®): sie beeinflussen das „plasmatische Gerinnungssystem“. Die Bildung Vitamin-K-abhängiger Gerinnungsfaktoren des Bluts (Faktoren II, VII, IX, X) wird gehemmt und damit auch die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) (siehe unter Vitamin K). Der Grad der Gerinnungshemmung wird durch den „Quick-Wert“ bzw. den INR angegeben. Die Vitamin-K-Antagonisten werden als Tablette (oral) verabreicht und eignen sich für eine Langzeitprophylaxe. Sie werden besonders bei Vorhofflimmern, Klappenfehler (Klappenvitien) des Herzens und der Neigung zu venösen Thrombosen eingesetzt.

Neuere Gerinnungshemmer (DOAC)

Die neuen oralen Antikoagulanzien wirken direkt auf einzelne Faktoren des Gerinnungssystems. Sie werden daher als DOACs (direct oral anticoagulants) zusammengefasst.

  • Faktor IIa-Hemmer: Dabigatran (Pradaxa®): Es wurde zunächst nach orthopädischen Operationen mit hohem Thromboserisiko eingesetzt.
  • Faktor Xa-Hemmer: Rivaroxaban (Xarelto®), Apixaban (Eliquis®), Fondaparinux (Arixtra®), Apixaban (Eliquis®)) oder Edoxaban (Lixiana®). Edoxaban scheint von den neuen Antikoagulanzien das beste Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil aufzuweisen (siehe hier).

Die Indikationen der neueren Gerinnungshemmer erweitern sich durch die zunehmend umfassendere Studienlage. Dabigatran und Apixaban sind inzwischen zur Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern zugelassen. Vorteile der neuen Substanzen sind, dass sie oral eingenommen werden, eine Überwachung der Dosierung im Gegensatz zu den Vitamin-K-Antagonisten nicht erforderlich und die Halbwertszeit der Wirkung relativ gering ist. Zu Antagonisten der neuen Gerinnungshemmer siehe hier.

Verweise