Alkalose bei schweren Leberkrankheiten

Artikel aktualisiert am 25. Dezember 2021

Eine Alkalose bei schweren Leberkrankheiten zeigt ein kritisch fortgeschrittenes Stadium an. Sie ist messbar durch Anhebung des pH-Werts über pH 7,44 im Blut bei der Blutgasanalyse. So ist sie bei einer Leberzirrhose im Endstadium, sowie auch bei einer toxisch bedingten akuten Leberdystrophie oder bei einer schweren Virushepatitis oder alkoholischen Fettleberhepatitis zu gewärtigen.


Ursache

Ursache ist eine eingeschränkte Harnstoffsynthese. Die Bildung von Harnstoff erfolgt in der Leber aus Bikatbonat und Ammonium-Ionen (s. u.). Wenn bei schweren Leberkrankheiten weniger Bikarbonat verbraucht wird, kommt es zu einer Bikarbonat-Retention im Körper, und damit zu einem Basenüberschuss, also zur Alkalose.

Die Alkalose wiederum fördert die Einschleusung von Ammoniumionen in den Harnstoffzyklus (über Stimulierung der Glutaminasereaktion).

Da dies ein sinnvoller Kompensationsmechanismus ist, sollte eine Alkalose bei schweren Lebererkrankungen in der Regel nicht völlig korrigiert werden. Dazu sieh hier.

Grundlage der pH-Regulation über das Bikarbonat-System des Körpers

Der Harnstoffzyklus (Krebs-Zyklus) dient der Entgiftung von stickstoffhaltigen Abbauprodukten des Stoffwechsels, insbesondere von Ammoniumionen. Diese werden mit Bikarbonat gekoppelt und als Harnstoff über die Nieren ausscheidungsfähig gemacht werden. damit wird Bikarbonat verbraucht. Bikarbonat erfüllt jedoch eine wichtige Rolle bei der pH-Regulation der Körpers. Es stellt einen wichtigen Bestandteil des Bikarbonat-Puffers dar:

Kohlensäure (H2CO3) dissoziiert in Protonen (H+) und Bikarbonat (HCO3-). Die Reaktion ist je nach pH-Wert reversibel. Bikarbonat ist ein Protonenfänger; überschüssiges H+ wird von ihm als H2CO3 gebunden. H2CO3 wiederum steht mit H2O (Wasser) und CO2 (Kohlendioxid) im Gleichgewicht.

Entsteht mehr H2CO3, weil weniger Bikarbonat für die Harnstoffsynthese verbraucht wird (wie bei schweren Leberkrankheiten), entsteht also auch mehr CO2. Dieses wird über die Lungen an die Atemluft abgegeben. Dadurch sinkt die H2CO3-Konzentration wieder. Dies hat eine Senkung des Bikarbonats und damit des pH-Werts zur Folge. So arbeiten Leber (über die Harnstoffsynthese) und die Lungen (über die CO2-Abgabe an die Atemluft) bei der pH-Regulation des Körpers zusammen.  Wenn die Funktionen der Leber über ihre Reservekapazität hinaus gestört ist, folgt damit eine Alkalose.


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Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).