Alagille Syndrom

Artikel aktualisiert am 10. Februar 2019

Das Alagille-Syndrom ist ein genetisch bedingte Krankheit mit angeborenem Gallestau bei Missbildung der Gallenwege. Es ist auch bekannt als „arteriohepatische Dysplasie“ (1)J Pediatr. 1987 Feb;110(2):195-200 und gehört zu den Neugeborenencholestasen. Charkteristisch ist der ausgeprägte verlängerte Ikterus sowie der starke Juckreiz. Ursache ist eine Fehlanlage der Gallenwege (Gallengangsatresie). Meist bestehen gleichzeitig weitere Bildungsstörungen. (2) 2017 Nov 1;36(6):343-347. doi: 10.1891/0730-0832.36.6.343.


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Genetik

Die genetische Ursache ist bekannt. Sie liegt in einem Defekt im „Notch-Signalweg“, meist einer Mutation in JAG1 (ALGS type 1). (3)Eur J Hum Genet. 2012 Mar;20(3):251-7

Diagnostik

Erste Hinweise: Es besteht bei Geburt bereits eine ausgeprägte Cholestase mit Erhöhung des direkten Bilirubins. Wegen einer häufig auffälligen Gesichtsform wird bald daran gedacht, dass eine Fehlbildungssyndrom vorliegen kann. Hält die Cholestase über 2 Wochen an, so ist sie spätestens dann verdächtig auf eine cholestatische Krankheit, die weiter abgeklärt werden muss. Das Alagille-Syndrom ist eine der Differenzialdiagnosen.

Differenzialdiagnosen: Differenzialdiagnosen sind andere angeborene Cholestasesyndrome, z. B. familiäre intrahepatische Cholestase, Byler-Syndrom). Auch sind erworbene Formen zu erwägen, wie Alpha1-Antitrypsinmangel, Toxoplasmose, Röteln, Virushepatitis (CMV, Herpesvirus, HBV, HCV).

Nachweis: Die Diagnose gerät durch eine fehlende Darstellung der Gallenwege (z. B. durch MRCP) in den Vordergrund. Beweisend ist sie jedoch nicht immer. Daher wird oft eine Leberbiopsie erforderlich. In der Histologie erkennt man eine Rarefizierung der Gallenwege, und in der Folge kompensatorische Gallengangswucherungen (ähnlich wie bei der PBC) und von den Portalfeldern ausgehend Fibrosierungen der Leber. Inzwischen kann das Alagille-Syndrom durch genetische Analyse gesichert werden.

Abklärung weiterer Fehlbildungen: Zur Diagnostik gehört eine Abklärung weiterer Fehlbildungen, wie der gleich auffälligen Gesichtsdeformität, die zum Alagille-Syndrom gehören. Zu suchen sind Herzfehler (z. B. Herzklappenfehler, Pulmonalarterienstenose), Nierendysplasie mit Einschränkung der Nierenfunktion, Fehlbildungen der Wirbelsäule („Schmetterlingswirbel“). (4)Am J Med Genet A. 2011 Nov 21. doi: 10.1002/ajmg.a.34369

Prognose

Eine anhaltende Cholestase führt über eine Leberfibrose relativ rasch zur Leberzirrhose mit portaler Hypertonie und entsprechenden Komplikationen.

Therapie

Die Kasai-Operation innerhalb der ersten Lebenswochen versucht durch Anastomosierung der zentralen Gallengänge mit dem Dünndarm eine suffiziente Ableitung der Galle (Portoenterostomie) zu etablieren. Postoperativ besteht ein hohes Risiko für aufsteigende Gallenwegsinfektionen; häufig kommt es zu einer Wachstumsverzögerung.

Lebertransplantation: Den besten Erfolg bei guten Vorbedingungen verspricht eine Lebertransplantation. Bei der Abschätzung des Operationsrisikos sind die oft zusätzlichen Anomalien am Herzen und den Nieren mit zu berücksichtigen. Es wird darauf hingewiesen, dass die Langzeitauswirkungen einer dauerhaften Immunsuppression auf die kindliche Entwicklung nicht ausreichend bekannt sind. (5)J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2010 Jan;50(1):11-5

Ernährung: Wegen Gallemangel im Darm kommt es zu einer mangelhaften Fettverdauung und Aufnahme fettlöslicher Vitamine, was durch eine Substitutionstherapie überbrückt werden muss.

Juckreiz: Der unerträgliche Juckreiz wird in seiner Schwere bei Neugeborenen nicht immer richtig eingeschätzt. Die Maßnahmen sind schwierig und umfassen u.a. auch invasive Maßnhamen wie eine Plasmapherese. Erst die Lebertransplantation erlöst von dem Symptom. (6) 2017 Nov 1;36(6):343-347. doi: 10.1891/0730-0832.36.6.343. Dazu siehe hier.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1J Pediatr. 1987 Feb;110(2):195-200
2 2017 Nov 1;36(6):343-347. doi: 10.1891/0730-0832.36.6.343.
3Eur J Hum Genet. 2012 Mar;20(3):251-7
4Am J Med Genet A. 2011 Nov 21. doi: 10.1002/ajmg.a.34369
5J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2010 Jan;50(1):11-5
6 2017 Nov 1;36(6):343-347. doi: 10.1891/0730-0832.36.6.343.