Abführmittel

Artikel aktualisiert am 11. März 2018

Abführmittel (medizinisch: Laxantien bzw. Laxanzien) sind Medikamente zur Förderung der Darmentleerung. Viele von ihnen sind frei erhältlich und werden bei Verstopfung (Obstipation) oft in Selbstmedikation verwendet.

Abführmittel sollten möglichst sparsam eingesetzt oder ganz vermieden werden; ein Gewöhnungseffekt ist nicht zu unterschätzen!


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Wann Abführmittel in Betracht kommen

Abführmittel werden verwendet zur

  • Behandlung einer Verstopfung: Ärztlich kommen Abführmittel dann in Betracht, wenn eine anhaltende Verstopfung vorliegt, die nicht einfach zu beheben ist, oder wenn es bei sonst normalen Stuhlgewohnheiten zu einer vorübergehenden Schwierigkeit der Stuhlentleerung gekommen ist.
  • Darmreinigung: Abführmittel sind erforderlich, wenn der Darm gereinigt werden soll, so zur Vorbereitung einer Darmspiegelung.

Beispiele

Zur Behandlung einer Verstopfung lassen sich Abführmittel manchmal nicht vermeiden. Dies zeigen einige Beispiele:

  • Medikamente können bei empfänglichen Menschen eine hartnäckige Verstopfung auslösen (z. B. Psychopharmaka, Diuretika, einige (aluminiumhaltige) Antazida, Opiate, einige Blutdrucksenker (insbesondere „Kalziumantagonisten“). Natürliche Maßnahmen helfen nicht immer ausreichend, und nicht immer lässt sich das angeschuldigte Medikament durch ein besser verträgliches ersetzen. Eine Anregung der Darmtätigkeit und eine Regulierung der Stuhlkonsistenz durch Quellmittel können in diesen Fällen notwendig werden.
  • Frauen neigen wegen der Wirkung der weiblichen Sexualhormone zur Darmträgheit. In einigen Fällen ist die Verstopfung so ausgeprägt, dass sie sich durch natürliche Mittel nicht lösen lässt. Die Verstopfung kann sich durch zusätzliche Faktoren so verstärken, dass sie mit Hausmitteln kaum mehr behebbar ist. Dann können Abführmittel, die den Darm stimulieren (s. o.), notwendig werden.
  • Eine Reiseverstopfung kann selbst bei Menschen, die sonst normale Stuhlgewohnheiten haben, zu ernsthaften Problemen führen. Ist der Stuhl im Enddarm erst einmal verfestigt, kann eine medikamentöse Anregung der Darmtätigkeit und auch ein Gleitmittel-Zäpfchen als „Starter“ notwendig werden. Allerdings sollten diese Maßnahmen nur zur Überbrückung dienen, und die weitere Stuhlgangsregulierung sollte auf natürlichem Wege erfolgen.
  • Eine krankheitsbedingte Immobilität (z. B. durch lange Bettlägerigkeit) führt oft zu Schwierigkeiten bei der Darmentleerung. Der Darm ist träge und der Stuhl bleibt viel länger als normal im Enddarm. Dort kann er sich verfestigen und zu einem Kotstein werden, der aus eigener Kraft nicht entleert werden kann. Kotsteine müssen oft manuell ausgeräumt werden. Abführmittel, die Darmtätigkeit anregen, den Darminhalt geschmeidiger halten und Kotsteine verhindern, können dem weitgehend vorbeugen.
  • Eine Beckenbodensenkung kann ebenso wie eine mangelhafte Koordination der Muskulatur des Darmausgangs durch eine Nervenkrankheit oder Nervenschädigung zu einer Störung der Darmentleerung führen (proktogene Defäkationsstörung). Dies kann ein großes therapeutisches Problem darstellen. Oft kann man sich eine Weile mit Quellmitteln (s. o.) behelfen, die die Stuhlkonsistenz herabsetzen.

Abführmittel zur Entschlackung des Körpers?

Abführmittel werden gelegentlich zur „Entschlackung des Körpers“ eingenommen – wobei unklar bleibt, von was der Körper entschlackt werden soll. Dabei wird meist auf eine völlige Darmentleerung Wert gelegt. Und manch einer, der dies regelmäßig 1 – 2 mal pro Jahr durchführt, fühlt sich danach für einige Zeit gesünder und vitaler. Wer zu Bauchbeschwerden und wechselnden Stuhlgängen neigt, kann, wie immer wieder in einzelnen Fällen berichtet wird, davon vielleicht profitieren. Ganz gelegentlich bezieht die Besserung auch Gelenkbeschwerden und Kopfschmerzen ein. Aber ob dies ein echter Effekt oder nur ein „Placeboeffekt“ ist oder auf Einbildung beruht, ist nicht sicher auszumachen. Daher wird eine solche Maßnahme ärztlicherseits auch meist nicht unterstützt.

Wahl des „richtigen“ Abführmittels

Es gibt eine Reihe verschiedener Wirkprinzipien, die zu einer beschleunigten Darmentleerung führen. Zu ihnen gehören

  • Gleitmittel: Sie werden in den Enddarm als Zäpfchen (Suppositorium) oder durch einen kleinen Einlauf (Klysma) eingeführt und können harte Stuhlballen „flutschig“ machen, so dass sie besser den Darmausgangskanal (Analkanal) passieren können. Beispiel ist Paraffin, das als Zäpfchen eingeführt wird.
  • Füll- und Quellstoffe: Sie vermehren das Stuhlvolumen und verhindern von vornherein, dass der Stuhl zu fest und hart wird. Voluminöser Stuhl regt die Darmtätigkeit an und lässt sich zudem auch leichter durch den Darmausgangskanal befördern als harter Stuhl. Füll- und Quellstoffe wirken damit vorbeugend. Beispiele sind Ballaststoffe in der Ernährung (z. B. Müsli, Leinsamen, Sauerkraut) oder als Medikamente verpackte Quellstoffe (z. B. indischer Flohsamen, Makrogol etc.). Makrogole (Polyethylenglykole) sind ein Hauptbestandteil der Mittel, die zur Darmreinigung vor einer Darmspiegelung (Koloskopie) verwendet werden.
  • Wasser ziehende (osmotische) Mittel: Sie bedingen selbst kein Stuhlvolumen wie beispielsweise Ballaststoffe oder Quellmittel; sie vermehren jedoch durch Flüssigkeitsvermehrung ebenfalls den Darminhalt, verhindern die Eindickung des Stuhls im Enddarm und regen durch die Darmwanddehnung die Darmtätigkeit an. Beispiele sind Bittersalz, Glaubersalz, Sorbit und Laktulose. Organische Verbindungen wie Sorbit und Lactulose können im Dickdarm Blähungen hervorrufen.
  • Mittel, die die Darmtätigkeit anregen, „Darmstimulanzien“: Sie sind besonders bei Frauen beliebt, die häufig unter trägem Darm leiden. Beispiele sind Rizinusöl, Bisacodyl oder Natrium-Picosulfat. Gelegentlich kann die durch sie vermehrte Darmtätigkeit zu Darmkrämpfen führen. Nikotin regt ebenfalls die Darmtätigkeit an – ein Effekt, der manchmal erschwert, das Rauchen aufzuhören.

Abführmittel sind nicht immer unschädlich

Eine Selbstmedikation mit Abführmitteln ist bei einer neu aufgetretenen Verstopfung mit unklarer Ursache grundsätzlich nicht ganz risikolos. Bevor man zu einem Abführmittel greift, sollte die vermutliche Ursache klar sein. Zumindest vor der ersten Selbstmedikation sollte daher ein Arzt zurate gezogen werden.

Wenn beispielsweise eine Verstopfung ganz unverhofft ohne einen typischen Auslöser oder zusammen mit Bauchschmerzen auftritt, oder wenn eine Darm- oder Tumorerkrankung bereits bekannt ist, sollten Abführmittel nur mit ärztlicher Indikation verwendet werden. Denn in solchen Fällen wäre immer an eine Erkrankung oder Komplikation einer Erkrankung zu denken, die zunächst diagnostisch geklärt werden muss. Im Falle eines Darmverschlusses (obstruktiver Ileus) oder einer Darmlähmung (paralytischer Ileus), müsste diagnostisch und therapeutisch sehr differenziert und auch sehr rasch vorgegangen werden. Möglicherweise kämen eine Operation, eine Magenablaufsonde und eine künstliche Ernährung in Betracht. Das alles muss ein Arzt beurteilen und entscheiden!

Wie sich Abführmittel vermeiden lassen

Abführmitteln zur Behandlung einer Verstopfung können oft vermieden werden, wenn zunächst natürliche Entleerungsmaßnahmen und „Hausmittel“ ausprobiert werden und helfen. Dazu gehören

  • eine genügende Flüssigkeitszufuhr,
  • genügende körperliche Bewegung,
  • eine Erziehung des Darms zu regelmäßigem Stuhlgang (sie sollte schon im Kindesalter beginnen!),
  • Hausmittel wie Backpflaumen, Leinsamen oder Weizenkleie und eine Vielzahl anderer.

Vermeidung durch Vorbeugung

Am besten ist es, wenn einer absehbaren Verstopfung vorgebeugt werden kann. Absehbar ist eine Verstopfung beispielsweise bei einer langen Reise, bei Bewegungsarmut oder gar Immobilität oder bei bestimmten Nahrungs- oder Genussmittel, auf die man nicht gerne verzichten möchte. Je nach der auslösenden Bedingung kann eine der folgenden Maßnahmen oder eine Kombination von ihnen die Verstopfung zu vermeiden helfen:

  • Vermeidung von stopfenden Nahrungs- und Genussmitteln wie Schokolade, Bananen, Rotwein, Weißbrot etc..
  • Absetzen oder Umsetzen eines Medikaments, das vermutlich zur Verstopfung geführt hat (s. o.). Dies sollte nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt geschehen.
  • Vermehrte körperliche Bewegung. Denn Bewegungsmangel fördert auch die Darmträgheit.
  • ballaststoffreiche Kost. Dies bedeutet eigentlich nur, dass man sich „gesund“ ernähren sollte, denn Ballaststoffe gehören zur gesunden Ernährung sowieso hinzu.
  • Erhöhung der Trinkmenge. Ob im Einzelfall tatsächlich die Trinkmenge auf über 2 Liter pro Tag erhöht werden darf, kann am besten der Arzt entscheiden. Beispielsweise sollten Menschen mit einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz), einer schweren Einschränkung der Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) oder einem ausgeprägten Bluthochdruck (Hypertonie) eine individuelle obere Grenze nicht überschreiten.
  • Hausmittel. Probate Hausmittel mit abführender Wirkung sind beispielsweise Joghurt mit eingeweichter Weizenkleie, Leinsamen, Sauerkraut, Feigen oder Backpflaumen. Welche dieser Maßnahmen in welcher Menge den gewünschten Effekt hat, muss individuell ausprobiert werden.

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